Wenn man Kaffee Tee nennt,

so war es vor längerer Zeit Brauch, als ich in einer kunsthandwerklichen Werkstatt arbeitete. Jeden Nachmittag gab es die gleiche Zeremonie. Nachdem die Mitarbeiter zu einem „Tässchen Tee“ gebeten worden waren, saß man in gemütlicher Runde bei Kaffee und Keksen zusammen. (Manch einer würde sich so eine Arbeitsatmosphäre wünschen!) Aber warum nannte man diese Zeremonie nicht Kaffeetrinken? Es galt damals als unfein, Kaffee zu trinken. Vornehme oder kreative Menschen tranken Tee. Kaffee schmeckte aber besser. In unserem Betrieb löste man dieses Dilemma, indem man den Kaffee Tee nannte.

Nicht nur das Verhalten unserer Kanzlerin Merkel, sondern auch vieler Politiker kann man damit vergleichen.

- „Wir wollen keine nationalen Lösungen des Flüchtlingsproblems, sondern eine europäische Lösung“.
Die „europäische Lösung“ soll genau die sein, die sich Angela Merkel und ihre politischen Gefolgsleute (im Gegensatz zur Mehrheit der deutschen Bevölkerung) erdacht haben.

Eine autoritäre Lösung auf mangelhafter demokratischer Grundlage, wird also „europäische Lösung“ genannt.

- "Wir setzen keine Obergrenze für Schutzsuchende, unser Grundgesetz gebietet es uns, jeden Asylantrag, und seien es beliebig viele, in einem entsprechenden Verfahren samt der dazu gehörenden Anwälte, Gutachter und Richter zu prüfen".
Gleichzeitig sorgen wir mittels Bestechung eines zweifelhaften und sich diktatorisch gebärenden Staates dafür, dass die potenziellen Schutzsuchenden auf ein Minimum reduziert werden.

Die Abwehr von Schutzsuchenden nennen wir also „keine Obergrenze“.

Die Beispiele könnte man lange weiter führen. Besorgniserregend ist daran, dass diese Sicht der Dinge zu einem Gesellschaftsprinzip avanciert. Dann wird aber vermutlich bald ein Sündenbock gebraucht, auf den man die Schuld für die Verwerfungen in der Gesellschaft schieben kann, denn die Realität kann man leider nicht mittels des Orwellschen Politsprechs (bzw. „Neusprech“) ändern, der die realen Probleme jeweils in ihr irreales Gegenteil kehrt.


Anmerkung: Linguistik-Professor Martin Haase (Uni Bamberg) sagt:

"Ich schätze Neusprech als sehr mächtig ein. Mit Sprache werden Konnotationen und damit positive und negative Gefühle transportiert. Das sind letztlich die Dinge, die uns veranlassen, etwas gut oder schlecht zu finden. Eigentlich möchte man als Bürger mit Argumenten überzeugt werden, aber es gelingt den Politikern leider oft leichter durch solche Sprachmanipulationen."

Im Luftreich des Traums

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