Eine unbedeutende Episode als Charakteristikum einer komplexen Realität,

so nenne ich einen völlig unscheinbaren Bericht am 5. Dezember morgens im DLF, in dem es um den bevorstehenden Besuch von Bundespräsident Gauck in Israel ging. Ein Kurzbeitrag in einer Nachrichtensendung, wie man ihn hundert Mal gehört hat, der an einem vorbei läuft, der aber kleine Körnchen Gift in die Köpfe der Zuhörer rieseln lässt.

Es war ein Beitrag, der farbige Bilder malte, so wie man es von einem guten Journalisten erwartet. Bundesspräsident Gauck reist mit großem Pomp nach Israel, das Gewandhausorchester und den Thomanerchor hat er im Gefolge. Dort trifft er auf einen „den Deutschen übel nehmenden“ Ministerpräsidenten. Das heißt, man stellt einen prachtvollen deutschen Präsidenten gegen einen missmutigen, feindseligen israelischen Regierungschef. Was nimmt der Ministerpräsident übel? Er „nimmt übel“, dass Deutschland dem Atomabkommen mit dem Iran zugestimmt hat.

Das lasse man sich einmal durch den Kopf gehen, denn das auf einem möglicherweise fragwürdigen Kompromiss beruhende Atomabkommen mit dem Iran kann die Existenz Israels und seiner Bewohner direkt bedrohen. Verkündete doch bereits Irans geistliches Oberhaupt, dass es Israel in 25 Jahren nicht mehr geben würde. Die Rufe aus dem Iran „Tod den USA – Tod Israel“ sprechen ihre eigene Sprache. Wer, wenn nicht der israelische Ministerpräsident sollte darüber nicht äußerst besorgt sein? Selbst wenn DLF der Meinung ist, dass das Atomabkommen eine für die Welt vorteilhafte Sache wäre, müsste er Verständnis haben, dass ein direkt Betroffener diese Worte ernst nimmt und als Regierungschef des so angegriffenen Landes ernst nehmen muss. Wenn man sich dann noch überlegt, dass die arrogante Zurechtweisung aus Deutschland kommt, das in einer Zeit, die manchem noch in Erinnerung ist, die Auslöschung der Juden aktiv betrieben hat, kann man solch einen Kommentar nicht als harmlos bezeichnen.

Der Deutschlandfunk bemüht sich um eine politisch korrekte Sprache, weshalb man ihm nur mit Mühe Unkorrektheit vorwerfen kann. Aber das Bild Israels, das er mit seinen Worten suggeriert, ist bösartig und voller Ressentiments. Diese unbedeutende Episode, die ein Charakteristikum einer komplexen Realität ist, macht es mehr als anschaulich...

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