Freitag, 31. März 2017

Wahlergebnisse: 96,34 % – circa 99,85 % - 100 % (Teil II)

Circa 99,85 % Zustimmung zu den „Kandidaten der Nationalen“ Front“ war das durchschnittliche Wahlergebnis zu Zeiten der DDR. Wenn man von der letzten Volkskammerwahl absieht, bei der es keine Sammelliste der Kandidaten der Nationalen Front mehr gab. 100 % wäre besser gewesen, aber so dumm, wenn auch dumm, waren die Genossen nicht. Sie wussten, dass es immer und überall einige Renitente oder Asoziale gab, die irgendwie ihre Ablehnung bekundeten, also in die stets vorhandene Wahlkabine gingen und mit Nein stimmten, bzw. den Wahlzettel ungültig machten. Davon waren einige unverbesserlich und hätten bei ausgewiesenen 100% mit denkbaren Krawallaktionen die Lüge angeprangert.

Außerdem war das Wahlergebnis vollkommen unerheblich. Auf die Prozentzahl der Wahlbeteiligung wurde viel größerer Wert gelegt. Selbstverständlich wurde auch hierbei von den örtlichen Wahlkommissionen geschummelt. Aber es wurden selten 100 % angegeben, damit man jedem, der sich beschwerte sagen konnte, er wäre das eine fehlende Prozent.

Allerdings gab es unzählige Feinheiten, die von der Bevölkerung viel eifriger diskutiert wurden, als das Wahlergebnis selbst: Wer geht wann, d. h. zu welcher Tageszeit zur Wahl, wer geht ganz besonders früh oder ärgert die Wahlkommission damit, dass er kurz vor 18 Uhr ins Wahllokal kommt. Viele Geistliche und Kirchgänger betonten ihre Opposition damit, dass sie erst nach dem Kirchgang zum Wahllokal eilten.

Die letzte Kommunalwahl fand im Sommer 1989 statt. Das Volk der DDR, das kurze Zeit später allen Mut zusammen nahm und eine friedliche Revolution vollbrachte, war im Mai noch nicht so weit und wählte brav, wenn auch die Zahlen offensichtlich geschönt waren. Mein rosa Wahlkärtchen besitze ich noch und es besagt, dass ich nicht an der Wahl teilgenommen habe, denn die Karte musste man bei der Wahl abgeben. Vielleicht hat die Kommission sich auch verzählt, denn auf den öffentlichen Aushängen war unser Wahlbezirk mit 100 % Wahlbeteiligung ausgewiesen. Bei der darauf folgenden Wahl, der legendären letzten Volkskammerwahl der DDR, war - oh Wunder -, derselbe Mensch wie zuvor Wahlleiter. Man hatte es so schnell in diesen wirren und wendigen Zeiten nicht geschafft, andere Leute zu schulen und aufzustellen. Damals nutzte ich doch die Gelegenheit und erzählte ihm, dass ich trotz der 100 % Wahlbeteiligung beim letzten Mal mein rosa Wahlkärtchen noch habe. Es war ihm peinlich und er entschuldigte sich - so weit waren wir schon!

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